Pflanzensaft und Wurzelkraft des Löwenzahns

So wie der Löwe als der König der Wildnis gilt, so strotzt auch der Löwenzahn vor Lebenskraft. Mit seinen luftigen Samen und der starken Wurzel schafft er eine Verbindung von Luft und Erde. Jedes Kind kennt den Löwenzahn und so mancher hat sich schon mit Löwenzahnkränzen sein Haar geschmückt. Die ganze Pflanze schmeckt hervorragend und steckt voller hochwertiger Inhaltsstoffe. Heute wollen wir vor allem die Wurzel und seine Blätter in den Mittelpunkt stellen.

Rezept-Idee: Gebratene Löwenzahnwurzeln und Löwenzahnblätter mit Zwiebeln und Knoblauch auf Pfannkuchen

Ein mystisches Kraut mit einer geheimnisvollen Aura

Die Geschichte des Löwenzahns ist voller Magie. Nach altem Hexenglauben heißt es, dass alle Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man sich den Körper mit Löwenzahn einreibt. In Nordamerika wurden seine getrockneten Blätter bei schamanischen Ritualen geraucht. Und in der Nacht vor Allerheiligen wurde er für druidische Beschwörungsrituale eingesetzt. Und vielleicht hast sogar Du ihn als Pusteblume schon mal als Orakelpflanze mit weissagender Kraft verwendet.

Kraftvoll von der Blüte bis zur Wurzel

Heute zu unrecht als Unkraut verpönt, galt der Löwenzahn früher noch als edle Blume und beliebte Salat- und Gemüsepflanze, die man häufig in Bauerngärten anbaute. Dank seiner heilkräftigen Wirkung war er auch gerne in antiken Apotheker- und mittelalterlichen Klostergärten gesehen. Er ist eine häufig unterschätzte Stoffwechselpflanze und überrascht mit seiner protzigen Vitalität und bemerkenswerten Eigenschaften.

Ein Kraut mit vielen Volksnamen

Als „Pusteblume“ liebten wir ihn bereits als Kinder. „Bettpisser“ oder „Bettseich“ deutet auf seine harntreibende Eigenschaft hin. Weil Kühe ihn gerne mögen, wird er auch „Kuhblume“ genannt. Der Name „Milchbusch“ weist auf seinen milchigen Saft hin. Und „Brummer“ heißt er, weil man aus seinem hohlen Stängel ein Blasinstrument herstellen kann. Da er so häufig vorkommt, wird er auch als „Bayrischer Enzian“ verspottet.

Der Löwenzahn kann überall wachsen

Das mehrjährige Kraut gehört zu den Korbblütengewächsen und ist leicht zu finden. Er tritt sehr häufig auf und wächst am liebsten auf frischen, nährstoffreichen, meist tiefgründigen Böden von Wiesen, Weiden oder Äckern. Kannst Du dir vorstellen, dass ein Löwenzahn mit seiner Pfahlwurzel bis zu 2 Meter in die Tiefe wachsen kann? Doch auch kleinste Fugen reichen ihm aus, um sich anzusiedeln. Der Löwenzahn ist so stark, dass er sogar Asphalt sprengen kann.

„Wenn ein Löwenzahn es durch den Asphalt schafft, dann wirst du sicher auch einen Weg finden.“

unbekannt

Kein Blatt des Löwenzahns gleicht dem anderen

Mal sind sie scharf gesägt wie die Zähne eines Löwen, mal sind sie grob und nur wenig eingebuchtet, je nach Standortgegebenheiten spielt er mit der Form seiner Blätter. Immer wächst er in einer grundständigen Rosette und hat einen runden, hohlen, glatten Stängel. Während seiner Blütezeit im April und Mai lässt er mit seinen wunderschönen Blütensonnen Wiesen zu gelben Teppichen werden. Zur Samenreife entsteht eine strahlige Kugel mit vielen kleinen Fallschirmen. Er enthält in allen Teilen, besonders in der Wurzel und in der Wand des Stängels, einen weißen Milchsaft.

Fabelhafte Wurzelkraft

Die meisten Inhaltsstoffe des Löwenzahns sind in der ganzen Pflanze vorhanden. Jedoch können sie in der Wurzel dank ihrer Speicherfunktion höher konzentriert sein. Bereits in der chinesischen Medizin und bei den amerikanischen Ureinwohnern galt die Wurzel als besonders heilkräftiger Teil der Pflanze. Auch in unserer Volksheilkunde ist sie schon lange ein beliebtes Mittel für viele Beschwerden. Zwei besondere Stoffe in der Wurzel sind Taraxacin, ein Bitterstoff und Inulin, ein Speicherstoff.

Bitter im Frühling und süßlich im Herbst

Die Sammelzeit von Löwenzahnwurzeln erstreckt sich von September bis zum März. Du kannst die Wurzeln so lange ernten, bis er seine Kraft in die Blüten wandern lässt. Der Inulingehalt der Herbstwurzel beträgt beachtliche 40 %, welcher bis zum Frühjahr auf etwa 2 % sinkt. Möchtest Du die Wurzel also vor allem wegen dem Inulin sammeln, ist eine Ernte am Jahresende sinnvoller. Am Jahresanfang punktet die Löwenzahnwurzel mit besonders vielen Bitterstoffen.

„Löwenzahn heißt das leckere Blatt, aber nur wenn es keine Haare hat.“

Vor der Blüte bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Korbblütlern wie Ferkelkraut, Wiesen-Pippau oder Wegwarte, welche im Zweifel aber alle genießbar sind. Sicheres Kennzeichen für den Löwenzahn sind die unbehaarten Blätter.


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Bitterstoffe als Verdauungshelfer

Unsere fünf Grundgeschmäcker sind süß, sauer, salzig, bitter und umami. Werden unsere Bitterrezeptoren im Mund angeregt, führt das zu einer Steigerung der Magen- und Gallensäfte. Dies wiederum regt den Appetit an, fördert die Verdauung und wirkt sich positiv auf die Psyche aus. Taraxacin ist ein Bitterstoff, der vor allem in der Pflanzengattung Löwenzahn vorkommt. Er ist hauptsächlich in der Wurzel, aber auch im Milchsaft des Stängels enthalten. Bitterstoffe wie Taraxacin können bei vielen Beschwerden wie Blähungen, Verstopfung, Appetitlosigkeit oder Magenproblemen wie Völlegefühl oder Sodbrennen helfen.

Aus unserem Kulturgemüse sind gesunde Bitterstoffe leider weitestgehend herausgezüchtet, weshalb wir viel zu wenig Bitteres essen. Umso wertvoller ist es, wieder bittere Wildkräuter wie Löwenzahn, Gänseblümchen oder Schafgarbe in unsere Ernährung einzubauen.

Inulin fördert die natürliche Darmflora

Inulin ist ein Speicherstoff und findet sich als Energiereserve wesentlich in der Löwenzahnwurzel. Der Mehrfachzucker gibt der Wurzel neben dem bitteren auch einen süßlichen Geschmack. Das besondere am Inulin ist, dass es für Menschen unverdaulich ist und im Dünndarm aufgrund von fehlenden Enzymen nicht aufgenommen wird. Stattdessen wandert der Ballaststoff in den Enddarm und wird dort von bestimmten Darmbakterien freudig abgebaut. Der Speicherstoff ist somit ein Präbiotikum, das bei regelmäßigem Verzehr deine Darmgesundheit verbessert, welche wiederum dein allgemeines Wohlbefinden steigert.

Inulin wirkt sich nicht auf den Blutzuckerspiegel aus, weshalb Löwenzahnwurzeln eine wertvollen Beitrag in einer gesundheitsbewussten Ernährung leisten können. In der Therapie von Diabetes dient es als Ersatz für Stärke. Es ist zum Beispiel auch in Topinambur oder der Wegwarte enthalten. Bei empfindlichen Menschen kann Inulin zu Blähungen führen, weshalb du dich langsam an die Wurzel herantasten solltest.

Der Löwenzahn bringt alles „in den Fluss“

Im Frühling können wir besonders seine anregende Wirkung auf den gesamten Stoffwechsel brauchen. Neben einer Verbesserung der Darmtätigkeit ist das Hauptanwendungsgebiet des Löwenzahns vor allem die Leber und die Galle. Zudem regt er Nieren und Blase an, kann bei rheumatischen und arthritischen Erkrankungen helfen, er belebt den Körper und hat eine blutreinigende Kraft. Jetzt enthalten seine Blätter besonders viel Vitamin C. Sein hoher Kaliumgehalt unterstützt beim Ausschwemmen und versorgt uns mit wichtigen Mineralstoffen.

Vielfältige Rezepte mit Löwenzahnblättern

In der Küche ist der Löwenzahn ein wahrer Allrounder. Die Blätter des Löwenzahns schmecken ähnlich wie Endivie. Je nach Größe der Pflanze sind sie mal mehr oder weniger bitter. Vor allem im Frühling genieße ich die zarten jungen Blätter des Löwenzahns als leckeren Salat. Das bekannteste Löwenzahngericht „Pissenlit au lard“ kommt aus Frankreich und ist ein Salat mit gebratenem Speck und Kartoffeldressing. Kurz angedünstet wird er zum köstlichen gesunden Gemüse. Er dient als Beigabe im Kräuterquark, als Füllung im Omelett, als Einlage im Gemüsestrudel oder als gesunder Belag auf dem Sandwich.

Löwenzahnwurzel als alternatives Wurzelgemüse

Die Löwenzahnwurzel ist vielfältig verwendbar und kann roh oder gekocht gegessen werden. In dünne Scheiben geschnitten wertet er Salate auf und warm liebe ich ihn in Gemüsepfannen. Grundsätzlich kann er wie anderes Wurzelgemüse verwendet werden. Je nach Erntezeit und Standort schmeckt er süßlich-bitter bis leicht nussig. Man kann die Löwenzahnwurzel konservieren, in dem man sie trocknet, einfriert oder einlegt. Löwenzahnwurzel-Pulver verleiht Speisen eine würzende, bittere Note. Der Löwenzahnwurzel-Essig kann super für eine Kur oder als Salatdressing verwendet werden.

Ein wurzeliger Löwenzahn-Tee

Für den heilkräftigen Löwenzahn-Tee eignen sich sowohl Wurzeln, Blätter und Blüten. Am stärksten wirkt jedoch ein reiner Wurzel-Tee aus getrocknetem Wurzelpulver. Ein Teelöffel pro Tasse mit kaltem Wasser aufkochen, zehn Minuten ziehen lassen, abseihen und genießen. Alternativ bietet sich ein schonender Kaltwasserauszug an. Hierfür kannst Du das Pulver im kalten Wasser über Nacht ziehen lassen, abseihen und leicht erwärmen. Der Tee sollte nicht gesüßt werden, da sonst die Wirkung seiner Bitterstoffe verloren geht.

Muckefuck aus gerösteten Löwenzahnwurzeln

Hierbei handelt es sich um ein Getränk, bei dem ich leicht ins schwärmen gerate. Der Muckefuck, oder auch Muggefug ist ein köstlicher, koffeinfreier, regionaler Kaffee-Ersatz. Die klein geschnittenen Löwenzahnwurzeln werden getrocknet, im Backofen oder in der Pfanne geröstet, in einer Kaffeemühle oder einem Mörser gemahlen, mit Wasser aufgekocht und sofort mit einem Sieb oder Filter abgeseiht, damit er nicht zu bitter wird. Früher in Notzeiten gern getrunken, feiert er heute in nachhaltigen Küchen sein Comeback.

Was zauberst du gerne mit den Blättern und Wurzeln des Löwenzahns? Unten bei den Kommentaren kannst Du gerne deine Ideen teilen!

Herzliche Grüße

Deine FederWaldHexe

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