Meine 7 goldenen Regeln für das Sammeln von Wildkräutern

Ich empfinde die Kunst der Achtsamkeit und des Mitgefühls als essentiell für einen bewussten und friedvollen Umgang mit sich Selbst und der umgebenden Welt.

Deshalb folgen nun meine 7 goldenen Regeln für das Sammeln von Wildkräutern.

1. Sammle nur Pflanzen, die du eindeutig kennst

Sammle ausschließlich Pflanzen, bei denen du dir ganz sicher bist, dass du sie kennst oder eindeutig bestimmen kannst. Alles hat zwei Seiten. Neben einer Fülle an genießbaren Geschenken, lauern in der Natur auch Gefahren, die es zu kennen gilt.

Um Verwechslungen mit giftigen Doppelgängern zu vermeiden, kannst du Bestimmungsbücher oder Pflanzen-Steckbriefe zur Hilfe heranziehen. Mit Bestimmungs-Apps habe ich keine Erfahrung. Ich halte es für keine gute Idee, mich ausschließlich auf eine App zu verlassen.

Wenn du unsicher bist, kannst du andere Kräuterfachkundige zu Rate ziehen, einzelne Pflanzenteile mit nach Hause nehmen und im Internet oder in weiteren Büchern recherchieren oder die Pflanze erst einmal im Jahreslauf beobachten. Einzelne Blätter zum Beispiel sind schwieriger zu bestimmen, als Pflanzen, die in ihrer Blüte stehen. Auch Samen, welche sich vielleicht erst im Herbst entwickeln, können wichtige Hinweise für die Bestimmung liefern.

Hast du Zweifel, so lasse die Pflanze stehen.

Kräuterwanderungen sind übrigens eine gute Möglichkeit, neue Pflanzen kennenzulernen und Sicherheit beim Bestimmen zu gewinnen.

2. Sammle mit deiner Intuition

Je nach Kulturkreis gibt es vor dem Sammeln von Kräutern verschiedene Rituale, um Verunreinigungen des Alltags abzustreifen. Vor dem Sammeln wurde zum Beispiel gefastet oder ein Schwitzhüttenritual gehalten.

Du kannst dich mit Erde einreiben, barfuß durch die Natur streifen oder du schließt für einen Moment deine Augen und nimmst ein paar tiefe Atemzüge. So kannst du deinen Geist sammeln, unnötige Gedanken im Kopf beiseite schieben und dich mit dem Hier und Jetzt verbinden.

Nachdem du die Pflanze eindeutig bestimmt hast, frage sie vor dem Pflücken, ob du sie entnehmen darfst. Dies kann laut oder leise passieren. Achte für die Antwort auf deinen ersten aufsteigenden Gedanken. In diesem findest du deine innere Wahrheit und Weisheit. Sitzt zum Beispiel ein Insekt auf einer Blüte, beachte ich dieses Zeichen und lasse die Pflanze lieber stehen.

Wenn es sich richtig anfühlt, ernte die Pflanze achtsam und bedanke dich bei ihr. Dies kann wieder laut oder still in Gedanken passieren. Du kannst auch ein kleines Opfer als Dankeschön hinterlassen. Symbolisch kann das zum Beispiel ein Haar sein oder ein kleines Lied.

„Für die europäische Kräuterfrau besteht die Vorbereitung im aufrichtigen Gebet und im Beachten von Zeichen und Träumen.“


Wolf-Dieter Storl, Anthropologe und Ethnobotaniker

3. Sammle immer nur kleine Mengen

Sammle nur so viele Pflanzen, wie du verarbeiten und nutzen kannst und nie den kompletten Bestand einer Pflanze. Ernte kleine Mengen, höchstens ein Drittel des Vorkommens in einem Bereich, so dass die Pflanze an einem Standort weiterbestehen und sich wieder ausreichend vermehren kann.

Zur Orientierung gibt es die sogenannte „Handstraußregelung“. Diese besagt, dass jeder Mensch Pflanzen in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen darf.

Sammle nur so viel, dass noch genügend Nahrung für Bienen, Insekten, Rehe oder andere Tiere zurück bleibt. Und bedenke andere Menschen in deinem Sammelkreis, die sich auch am Buffet der Wildpflanzen bedienen möchten.

Sammle nur die Pflanzenteile, die du wirklich verwenden möchtest. Beachte, dass wenn du die Wurzel vor der Versamung erntest, die einzelne Pflanze nicht fortbestehen kann.

Denke sowohl an Dich – als auch an Andere.

4. Sammle ausschließlich frische, saubere und gesunde Pflanzen

Achte darauf, wo du deine Wildkräuter sammelst und ernte nur an unbelasteten Orten. Halte Abstand von viel befahrenen Straßen, Bahngleisen, konventionell bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen, beliebten Hunde-Gassi-Plätzen oder Stadtparks, welche unter Umständen mit Pestiziden belastet sind.

Eine bessere Wahl sind Gärten, Lichtungen, Wälder, Wiesen oder Brachflächen.

Ich weiß, je nachdem wo du wohnst, ist es manchmal gar nicht so einfach unbelastete Sammelplätze zu finden. Je mehr Menschen diesbezüglich ein Bewusstsein schaffen, desto mehr gesunde und saubere Sammelorte werden wieder entstehen.

„Als Sammler wird man reich beschenkt: Man entwickelt eine innige Beziehung zur Natur, erlebt sich nicht nur als Konsument, sondern auch als Produzent und entwickelt ein gesundes Gefühl für die wahre Wertigkeit von Produkten.“

Dr. Markus Strauß, Initiator der Stiftung EssbareWildpflanzenParks

5. Sammle keine geschützten Pflanzen und nur außerhalb von Naturschutzgebieten

Sammle keine Pflanzen, die unter Naturschutz stehen. Diese sind geschützt, um sie vor dem Aussterben zu bewahren.

Bestimmungsbücher sagen dir, ob eine Pflanze geschützt ist. Denke daran, dass dein Buch vielleicht bereits ein wenig älter ist und die Regelung sich in der Zwischenzeit geändert haben könnte. Deshalb macht es im Zweifel Sinn, sich im Internet zu informieren.

Hier findest du zum Beispiel die Rote Liste mit gefährdeten Blütenpflanzen oder das Wissenschaftliche Informationssystem zum Internationalen Artenschutz vom Bundesamt für Naturschutz.

Zudem gibt es ein generelles Sammelverbot in Naturschutzgebieten.

Ich persönlich liebe ja vor allem die Pflanzen, die sehr häufig vorkommen und einfach zu bestimmen sind, zum Beispiel den Löwenzahn, die Brennnessel, das Gänseblümchen…

6. Sammle zum richtigen Zeitpunkt

Achte beim Sammeln auf den richtigen Zeitpunkt. Dies gilt vor allem, wenn du die Kräuter für deinen Vorrat konservieren und die bestmögliche Heilwirkung erzielen möchtest.

Sammle am besten an trockenen, sonnigen Tagen und idealerweise am späten Vormittag, wenn der Morgentau abgetrocknet ist. Dann beinhalten die Pflanzen die höchste Konzentration an Inhaltsstoffen. Im Laufe des Nachmittags verlieren die Kräuter nach und nach ihre Wirkstoffe. Gebe den Kräutern nach einer regenreichen Periode zwei bis drei Tage Zeit abzutrocknen.

Falls du nur am Abend Zeit finden solltest, geh natürlich trotzdem sammeln. Es ist besser am Abend eine frische Wildkräuterration zu ernten, als gar nicht. Auch dann sind die Wildpflanzen noch voller wertvoller Inhaltsstoffe. Für deinen Vorrat kannst du dir ja zum Beispiel am Wochenende Zeit nehmen.

Rituell macht es manchmal auch Sinn, vor Sonnenaufgang oder bei Neumond sammeln zu gehen. Oder du nutzt bestimmte Kräfte an besonderen Tagen, wie an den Sonnenwenden oder wenn die Sterne günstig stehen.

7. Sammle mit den richtigen Utensilien

Ich pflücke Kräuter am liebsten mit den Händen, um eine direkte Verbindung mit der Pflanze herzustellen. Manchmal macht es Sinn, eine Schere oder ein Messer zu verwenden, um die Pflanze nicht unnötig zu verletzen. Hierfür empfehle ich dir Keramik- statt Metallwerkzeug. Traditionell wurden beispielsweise Feuersteinklingen zum Schneiden oder Hirschgeweihe zum Graben verwendet.

Als Sammelbehälter empfehle ich dir einen Korb oder eine Baumwolltasche. So können deine Pflanzen atmen, bis sie verwendet werden. In Plastiktüten zu sammeln finde ich aus verschiedenen Gründen ziemlich gruselig.

Zu Hause solltest du dein Sammelgut möglichst schnell und frisch verarbeiten. Ich persönlich wasche Kräuter in der Regel nicht, so bleiben wertvolle Mikroorganismen und Inhaltsstoffe erhalten. Wenn du sie verwahren möchtest, lagere sie in einem passenden Gefäß im Kühlschrank. Ich verwende hierfür am liebsten eine Glasschüssel bedeckt mit einem Bienenwachstuch.

Beitragsbild fotografiert von Birgit Betzelt Reportagefotografie

In diesem Sinne, viel Spaß beim Sammeln!

Herzliche Grüße

Deine FederWaldHexe

Auf was achtest Du, wenn du Wildkräuter sammeln gehst? Unten bei den Kommentaren kannst Du gerne deine Erfahrungen teilen!

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