Holunder wirkt Wunder: ein gesunder Sauerhonig
Blühende Holunderbüsche erinnern an riesige Blumensträuße, die angenehm würzig duften. Zarte weißgoldene Blüten, tiefschwarze Beeren und knallrote Fruchtstiele. Der schwarze Holunder mit seiner frühsommerlichen Blütenkraft wird mit Frau Holle assoziiert und gehört seit jeher in Hausapotheken. Er kann heilen und schmeckt gut. Allseits bekannt und beliebt ist der aromatische Holunderblüten-Sirup, heute möchte ich dir eine Alternative frei von raffiniertem Zucker vorstellen.
Ein magisches Heilmittel
Der Holunder oder auch „Hollerstrauch“ gehört in den Kreis der heiligen Bäume. Diejenigen, die sich ein Fünkchen Hellsichtigkeit bewahrt haben, erleben die Pflanze als eine Schwelle zum übersinnlichen, unterirdischen Reich. Er gilt als eine Grenze zwischen der Unter- und Mittelwelt und schützt die Wesen auf der Erde vor Angriffen aus dem Totenreich. Man betrachtete die stark duftenden Blüten und dunklen Beeren stets mit Demut, da man in seinem dichten Laub ein geistiges Wesen vermutete. Frau Holle oder Holda – die Königin der Zwerge und Elfen – soll ihn mit übernatürlichen Kräften ausgestattet haben und schützen. Früher haben die Bauern sogar den Hut vor einem Holunder gezogen. Die germanischen, keltischen und slavischen Heiden opferten Milch und die Preußen Bier und Brot unter dem Holunder.
„Der Holunder galt als Sitz der guten Hausgeister und darf deshalb nach altem Glauben niemals umgeschlagen werden, das würde Unglück bringen. Ein Holunderstrauch soll böse Geister abhalten, ebenso Unwetter, Blitzschlag und Feuer.“
Christine Storl, Unsere Grüne Kraft 2019
Die Heilwirkung der Blüten
Holunderblüten enthalten Flavonoide, ätherisches Öl, Gerb- und Schleimstoffe. Sie wirken schweißtreibend und werden volksmedizinisch vor allem als Tee bei Fieber und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Holunderblüten können Reizhusten lindern und den Bronchialausfluss fördern. Zudem werden sie gerne zur Blutreinigung bei unreiner Haut, bei Harnwegentzündungen und Rheuma eingesetzt. Bemerkenswert ist auch ihr hoher Gehalt an Kalium, ein lebensnotwendiger Mineralstoff im menschlichen Körper. Vorbeugend können Holunderblüten dein Immunsystem stärken, weshalb es heilsam ist, die Pflanze in deinen Alltag zu integrieren.
„Alle Wiesen und Matten, alle Berge und Hügel sind Apotheken.“
Paracelsus, Schweizer Arzt und Naturphilosoph
Der Holunder ist von zweifacher Natur
Der Holder- oder auch Fliederbaum genannt verkörpert die Polarität. Er ist weiß und schwarz, Heil- und zugleich Giftpflanze und sowohl Seelenhüterin als auch Totengöttin. Möchte man seine Krankheit an den Holunder abgeben, hängt man seine Verbände oder ähnliche Symbole an seine Äste, mit der Bitte um Heilung. Die Erdmutter Holle zieht die Krankheit in die Wurzeln hinab und wirft die Leiden in ihren Küchentopf, der über dem Feuer brodelt. Auch in Totenkulten nimmt der Holunder eine zentrale Rolle ein. Die alten Germanen verwendeten ihn zum Bestatten ihrer Leichen, um dem Toten Segen zu spenden. Das Holz eines Holunders zu schlagen, kann Unglück bringen. Man soll den Holunder nicht pflanzen, sondern die Göttin selbst entscheiden lassen, wo er wachsen soll.
Er liebt die Nähe des Menschen
Der bis zu sieben Meter hohe Holunderstrauch ist leicht zu finden und wächst häufig in der Nähe von Behausungen. Er liebt Naturgärten, aber auch Waldränder, Waldlichtungen und Hecken. Als Stickstoffzeiger bevorzugt er feuchten, nährstoffreichen Boden. Der verholzte Strauch blüht von Mai bis Juni cremig weiß mit gelben Staubbeuteln. Sein giftiger Doppelgänger der Zwerg-Holunder hat hingegen purpurne Staubbeutel und unverholzte Stängel. Auch alle grünen Teile des schwarzen Holunders sowie die rohen Früchte sind leicht giftig. Früher hat man zum Abführen Blätter und Rinde verwendet, was heute aufgrund der Vergiftungsgefahr nicht mehr empfehlenswert ist. Stattdessen kannst du die Blüten oder die gekochten schwarzen Beeren verwenden.
Holunderblüten in der Küche
Das intensive, süßliche Aroma der Blüten kannst du in Tees, Desserts, Apfelsaft, Wein, in Likör, Marmeladen, Gelees oder Essig ausziehen. Fermentierte Holunderblüten ergeben einen spritzigen Holundersekt. Am bekanntesten ist wohl der leckere Holundersirup. Wichtig ist jeweils, die Blüten gut von den grünen, leicht giftigen Stielen abzutrennen. In Teig ausgebacken ergeben die Blütendolden einen köstlichen Nachtisch, die Holunderpfannkuchen, auch „Hollerküchlein“ genannt. Auch hier wird der grüne Stängel nicht mitgegessen. Ich verwende die zarten, hübschen Blüten auch gerne als aromatische Deko über Obstsalaten, Pudding oder Joghurt. Sie sind leicht für deine Vorratshaltung zu trocknen.
Übrigens, wenn in alten Rezepten von „Flieder-Sirup“ die Rede ist, dann meinte man meist den Holunderbaum und nicht den zierenden violetten Flieder. Wie bei vielen Pflanzen, gibt es zum lila Flieder unterschiedliche Meinungen. Manche schwören auf seine Heilkraft und andere sind eher vorsichtig, denn einige der Inhaltsstoffe gelten als schwach giftig.
Beerige Vitaminbomben in der Erkältungszeit
Denke daran, nicht allzu viele Holunderblüten zu sammeln, da du ab August vielleicht auch ein paar Früchte ernten magst. Diese darfst du mit den Vögeln teilen, zu deren Lieblingsspeisen die Beeren gehören. Die schwarzen Früchte mit rotem Saft schmecken aromatisch-fruchtig und stecken voller Vitamine und Mineralstoffe. Gekocht kannst du sie als Saft, Kompott, Fruchtaufstrich, Sirup, Gelee oder Chutney verwenden. Wie die Blüten können auch Holunderbeeren dein Immunsystem für den kommenden Winter stärken. Es sind vor allem die Farbstoffe, die Anthocyane, welche antioxidativ wirken. Diese können das Herz und sogar vor Krebs schützen. Die Beeren können auch getrocknet werden, um bei Bedarf, zum Beispiel bei einer Grippewelle, gekocht zu werden.
Achtung, Holunderbeeren darfst du nicht roh vom Busch essen. Sie enthalten giftiges Sambunigrin, welches Durchfall und Übelkeit auslösen kann und erst beim Kochen zerstört wird.
Oxymel: ein altüberlieferter Gesundheits-Trunk
Ich versuche auf raffinierten Zucker weitestgehend zu verzichten. Deshalb bevorzuge ich eine gesündere Alternative zum zuckrigen Holunderblütensirup, ein Oxymel oder auch Sauerhonig genannt. Das leckere Aroma der Holunderblüten passt wunderbar zum schmackhaften Sauerhonig, welcher aus hochwertigem Honig und Essig besteht. Oxymele sind reich an gesunden Inhaltsstoffen und werden seit der Antike als Hausmittel geschätzt. Sie sind vielseitig einsetzbar und haben verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen. Honig ist ein entzündungshemmendes Naturprodukt mit antibiotischer und antibakterieller Wirkung. Und ein hochwertiger, naturbelassener Apfelessig kann unseren Stoffwechsel in Schwung bringen und unseren allgemeinen Gemütszustand verbessern. Sauerhonig wirkt immunstärkend, entschlackend, entzündungshemmend und unterstützt unsere allgemeine Darmgesundheit.
„Köstliches HolunderOxymel“
Sauerhonig statt Sirup: Mein köstliches HolunderOxymel vereint die gesundheitlichen Vorteile des Sauerhonigs mit denen der Holunderblüten.
Du benötigst folgende Zutaten:
- ca. 20 Holunder-Blütendolden
- 500 g hochwertigen, biologischen Honig
- 250 g hochwertiger, naturbelassener Apfelessig
- 1 Einmachglas, mind. 750 ml Volumen
Ich verwende für Oxymele am liebsten Einmachgläser. Bei Schraubgläsern kann der Essig mit dem Metalldeckel reagieren, was gesundheitsbedenklich ist.
Jetzt geht ’s an die Zubereitung:
- Trenne die kleinen weißen Blüten so gut es geht von den grünen Stielen.
- Desinfiziere das Glas. Am einfachsten geht das, indem du es in dein Spülbecken stellst und das Glas bis zum Rand mit kochendem Wasser auffüllst. Lasse das Wasser 10 Minuten im Glas, so dass möglichst viele Keime abgetötet werden. Denke auch daran, den Deckel mit kochendem Wasser zu übergießen.
- Vermische den Honig mit dem Apfelessig und rühre solange, bis eine homogene Mischung entsteht.
- Mische die Holunderblüten und das Honig-Essig-Gemisch im Glas und verschließe es.
- Stelle dein Oxymel-Ansatz an einen dunklen Ort bei Zimmertemperatur und lasse alles 2-4 Wochen ziehen. Die Holunderblüten sollten stets mit dem Honig-Essig-Gemisch bedeckt sein. Falls sie oben schwimmen, schüttle dein Glas einmal am Tag.
- Wenn alles gut durchgezogen ist und die Kräfte der Holunderblüten in dein Honig-Essig-Gemisch übergangen sind, kannst du die Blüten durch einen feinen Sieb abseihen und die Flüssigkeit in eine saubere, desinfizierte Flasche füllen.
Fertig ist dein köstliches, gesundes HolunderOxymel!
Bewahre deinen Sauerhonig am besten kühl und dunkel auf, so ist er etwa ein Jahr lang haltbar.
Serviervorschlag:
Die Anwendungsmöglichkeiten deines HolunderOxymels sind sehr vielfältig. Du kannst es pur einnehmen oder in einem Glas Wasser zum Heil- oder Genussgetränk vermischen.
Zur allgemeinen Stärkung deines Immunsystems empfehle ich dir ein bis zwei Esslöffel Oxymel in einem Glas Wasser zu vermischen und das Getränk am besten gleich morgens, auf nüchternen Magen einzunehmen. Mache nach drei Wochen eine einwöchige Pause, bevor du wieder beginnst dein Elixier zu trinken.
Bei akuten Symptomen wie Fieber oder Erkältungskrankheiten kannst du das Oxymel auch pur einnehmen. Bei Erwachsenen empfiehlt sich 1 Teelöffel.
Du kannst das HolunderOxymel auch in kleinen Mengen in deine Ernährung mit einbauen und verschiedene Gerichte damit aufpeppen. Probier es doch mal als Zutat in deinem Salatdressing oder als Würze im Frühstücksmüsli. Auch mega lecker finde ich es ja zum Beispiel über Pfannkuchen oder anderen Desserts. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Viel Spaß bei der Zubereitung deines HolunderOxymels!
Kennst Du schon folgendes Oxymel-Rezept?
Herzliche Grüße
Deine FederWaldHexe
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